Hockey Nachrichten

 

Meisterschaft und Talentschau gingen Hand in Hand

Das Resümee der DHB-Sportbeobachter bei der DM des weiblichen Nachwuchses

 

23.02.2015 - Zum großen Teil positiv beurteilten die sportlichen Beobachter des Deutschen Hockey-Bundes die Leistungen bei den Deutschen Hallenmeisterschaften des weiblichen Nachwuchses. Was Marc Haller bei der Weiblichen Jugend A in Tresenwald, Markku Slawyk bei der Weiblichen Jugend B in Pinneberg sowie Gerrit Kollegger und Christoph Elste bei den Mädchen A in Darmstadt auffiel, haben sie hockey.de verraten.

Weibliche Jugend A: Verdienter Meister mit verblüffendem Finalergebnis

Das Ende überraschte – auch den offiziellen DHB-Beobachter. „Dass Mannheim Düsseldorf mit 5:0 schlagen würde, hätte niemand erwartet. Natürlich war das Finale nicht so einseitig, wie es das Endergebnis andeutet, aber verdient war der MHC-Sieg allemal“, kommentierte Bundestrainer Marc Haller den klaren Endspielsieg des Süddeutschen Meisters bei der DM der Weiblichen Jugend A im sächsischen Tresenwald.
In der Gruppenphase hatte sich Mannheim noch mit 1:3 dem Titelverteidiger DHC beugen müssen. Doch während der MHC nach Beobachtung von Haller „sich mit jeder Halbzeit und jedem Spiel immer weiter steigerte“, merkte man den Rheinländerinnen die körperlichen und vor allem mentale Müdigkeit nach einer langen und erfolgreichen Saison (Deutscher Damenmeister!) an. „Düsseldorf wirkte wie auch Mülheim am Ende einfach ein bisschen überspielt“, so Haller. Das Viertelfinal-Aus der MHC-Damen habe dem Bundesliganachwuchs des Mannheimer HC bezüglich der A-Jugend so gesehen fast gutgetan.
Der neue Meister präsentierte sich dem Juniorinnen-Bundestrainer als „super Gesamtpaket“, bei dem viele kleine und große Faktoren einfach perfekt stimmten. „Von der Passhärte und -genauigkeit über die mannschaftliche Geschlossenheit bis zu einer unfassbar starken Strafecke und einem ganz dicken Siegeswillen hat da alles gepasst“, lobte Haller, der nicht umhinkam, noch eine Spielerin in besonderem Maß herauszuheben, die der Meisterschaft nicht nur durch ihre drei Tore im Finale den Stempel aufdrückte. „Nike Lorenz spielte wie seit Jahren konstant auf unglaublich hohem Niveau.“
Erfreut zeigte sich der DM-Beobachter, dass das Turnier „insgesamt recht ausgeglichen“ verlief, dass auch die am Ende weiter hinten platzierten Mannschaften ordentlich mitspielten und so für eine „spielerisch hochwertige Meisterschaft“ sorgten.
Ein Allstar-Team wurde nicht gebildet, da in diesem Fall individuelle Preise von Seiten des Ausrichters nicht vorgesehen waren. „Es wäre sicher auch schwer geworden, sechs Spielerinnen herauszuheben“, war Marc Haller fast froh, hier keine Entscheidung vornehmen zu müssen. Neben der überragenden Nike Lorenz hätten „die üblichen Verdächtigen“ gute Eindrücke hinterlassen. Jemand völlig Neues hätte sich nicht für eine DHB-Kadermaßnahme aufgedrängt, jedoch zeigte sich Haller erfreut über ein paar „Wiedereinsteigerinnen“. Insgesamt attestiert der DHB-Coach den Jahrgängen 1996 und 97 eine „ganz gute Leistungsbreite“, die man für die kommenden Aufgaben im U18- und U21-Bereich aber auch dringend brauche. „Weil ja viele schon sehr jung nach oben in den A-Kader rücken“, so Haller, der als Beispiel Nike Lorenz, Elisa Gräve und Selin Oruz nannte, die unmittelbar nach der U18-DM zum Zentrallehrgang des deutschen A-Kaders nach Valencia nachflogen.
Dem SV Tresenwald bescheinigte Marc Haller ein gelungenes Debüt als DM-Ausrichter. „Hier war alles okay, die Ausrichtung sehr familiär und fürsorglich. Der sehr gute Hallenboden trug zur Qualität der Meisterschaft bei.“ Augenzeuge der Veranstaltung war im Übrigen auch DHB-Präsident Stephan Abel.
Die Schiedsrichter zeigten nach Auffassung des sportlichen Beobachters „Licht und Schatten“. In der Gruppenphase habe es „schon mal Diskussionen“ um SR-Entscheidungen gegeben, im Halbfinale und Endspiel (unter Leitung von Sandra Wagner und Jan Reimers) sei „alles okay“ gewesen.

Weibliche Jugend B: Das ausgeglichenste Team wurde Meister

Die Spannung hätte nicht höher sein können am Ende der Deutschen Meisterschaft der Weiblichen Jugend B in Pinneberg. Der Mannheimer HC und der Club an der Alster Hamburg mussten im Finale nach 2:2-Gleichstand ins Siebenmeterschießen gehen, ehe der neue Titelträger feststand. Mannheim gewann das Nervenduell vom berühmten Punkte aus mit 4:3 und bejubelte ausgiebig seinen Hallentitel-Hattrick. „Auch wenn es knapp war, so ist der MHC doch ein verdienter Meister, wenn man das gesamte DM-Wochenende betrachtet“, hob DHB-Beobachter Markku Slawyk die Ausgeglichenheit und beste Breite im Kader als die gewinnbringenden Eigenschaften des Südmeisters hervor, wobei Torhüterin Selina Müller sowie Camille Nobis und Sonja Zimmermann die größten Stützen waren. Endspielgegner Alster habe dagegen die Hand am Wimpel vor allem wegen der starken Eckenschützin und famosen Einzelspielerin Emily Kerner gehabt.

Insgesamt attestierte der U18-Bundestrainer der Meisterschaft „gute, sehr spannende Spiele und ein enges Niveau“, wobei am Ende „die vier besten Mannschaften zurecht im Halbfinale gestanden“ hätten. Mülheim, das im Vorfeld „hoch gewettet“ gewesen sei, hat in Augen von Slawyk „kein gutes Wochenende gehabt“. Der auf Platz sechs landende Endrundenneuling Potsdamer SU habe dagegen ein „sehr interessanten Eindruck“ hinterlassen, was auch in der Aufnahme von PSU-Stürmerin Carlotta von Gierke in das Allstar-Team seine Würdigung fand.
Slawyk benannte außerdem Torhüterin Selina Müller (MHC) und die Feldspielerinnen Emily Kerner (Alster), Pia Maertens (Raffelberg), Camille Nobis (MHC) und Nina Steikowsky (UHC) in diese imaginäre Turnierauswahl. Namentlich hervorheben wollte der Bundestrainer auch die mit guten Leistungen auffallenden Johanna von dem Borne (TW Club Raffelberg), Sonja Zimmermann, Emma Förter, Solvej Althof (alle MHC), Annchristin Lehmann (UHC), Lucie Heck (CR) und Carlotta Sippel (Alster). Letztere habe es als Spielerin des Jahrgangs 2001 mit bis zu drei Jahren älteren Mädchen aufgenommen, wie überhaupt schon zahlreiche 99er viele Anteile gegenüber dem ältesten WJB-Jahrgang (1998) gehabt hätten. „Der Jahrgang 1999 ist ein spannender“, sieht Markku Slawyk viele Talente im Anmarsch.
Die Ausrichtung des VfL Pinneberg, dessen rührige und wachsende Hockeyabteilung schon mehrfach DM-Veranstaltungen gestemmt hat, sei „bewährt und engagiert wie immer“ gewesen, fühlte sich Markku Slaywk wie auch alle Gäste bestens betreut. Volle Tribünen mit über 500 Zuschauern hätten der Veranstaltung einen würdigen Rahmen gegeben. Der Bundestrainer will die VfL-Initiative „Guter Sport braucht ein Zuhause“ nach Kräften unterstützen. „Da muss endlich ein Kunstrasen her“, sagt Slawyk zu den Platznöten der Hockeyabteilung.
Die Schiedsrichterleistungen bezeichnete der sportliche Beobachter als „im Durchschnitt in Ordnung“. Nach dem „gut“ verlaufenen ersten Tag habe es am Sonntag dann „bei einigen spielentscheidenden Situationen umstrittene Entscheidungen gegeben“. Im Finale kamen Philipp Schneider und Martin Menz zum Einsatz.

Mädchen A: Mutige Bremerinnen machen Meisterdouble perfekt

Wenn's drauf ankommt, sind die Mädchen A des Bremer HC zur Stelle. Bei der Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft als „Nord-Ost 3“ gerade noch so zur Endrunde der besten acht Mannschaften gekommen, erwiesen sich die Schützlinge von Trainer Martin Schultze in Darmstadt als die aktuell Besten ihrer Altersklasse. Nach dem historischen ersten DM-Triumph in der Feldsaison 2014 ließen die BHC-Mädchen nun in der Halle den zweiten blauen Meisterwimpel folgen. Mit einem 2:1-Sieg im Finale über den HTC Uhlenhorst Mülheim machten die Norddeutschen ihr Meisterdouble perfekt.
„Bremen hat das Endspiel verdient gewonnen, weil es insgesamt mutiger agiert hat“, fanden die beiden DHB-Turnierbeobachter Gerrit Kollegger und Christoph Elste. Vor allem die Halbfinalspiele zwischen Bremen und Rüsselsheim (1:0) sowie Mülheim gegen UHC Hamburg (2:1) hätten ein sehr gutes Niveau besessen, waren von hohem Tempo und vielen Kreisszenen gekennzeichnet. Damit hoben sich diese Partien vom „durchwachsenen Durchschnitt an beiden Tagen“ ab. Die Beobachter hatten „sehr wechselhafte Leistungen“ in den Bereichen Spielqualität, Tempo und Entscheidungsverhalten gesehen. Wobei sich die Halbfinalisten vor allem in der Athletik und dem Entscheidungsverhalten von den anderen vier Teams unterschieden hätten. Allerdings hätte das am Ende sechstplatzierte Großflottbek „vom Potenzial und der Spielanlage her durchaus das Halbfinale erreichen können“.

Ins Allstar-Team wählten Kollegger/Elste die Torhüterin Mali Wichmann (BHC) und die Feldspielerinnen Anna Stumpf (RRK), Emily Günther, Yani Zhong (beide UHC), Lynn Neuheuser (Mülheim) und Emily Schmedes (BHC). Weitere Spielerinnen, die positiv auf sich aufmerksam machen konnten, waren Katharina Barth (Gladbach), Fenna Slawyk (UHC), Paulina Niklaus (Münchner SC) und Pauline Heinz (Rüsselsheim). Bei den Torhüterinnen, deren Leistungen die Beobachter als „insgesamt weniger gut“ bezeichneten, hätten neben Wichmann noch Jana Nagel (Gladbach) und Amelie Konsek (München) überzeugt.
Der Jahrgang 2000 sei mit „zu wenig überdurchschnittlichen Talenten besetzt“, fand Christoph Elste. Dagegen wären „viele gute 2001er am Start gewesen“. Einige Spielerinnen hätten „mit guten Spielideen“ überzeugt, aber in der Breite seien das aber zu wenige gewesen.
Ausrichter TEC Darmstadt war für alle Gäste ein „sehr rühriger Gastgeber“, der sich „um alle Wünsche gekümmert“ habe und mit „perfekter Organisation“ glänzte, sprach Christoph Elste wohl vielen aus dem Herzen. Die Schiedsrichterleistungen bezeichnete er als „weitestgehend positiv“, wobei „Leistungsschwankungen bei solch jungen Schiedsrichtern normal sind“. Die Trainer der beteiligten Vereine waren jedenfalls zufrieden und zeichneten sich zudem durch „vorbildliches Auftreten gegenüber den Schiedsrichter“ aus, wie SR-Betreuer Hans-Werner Sartory lobend feststellte. Mit der Leitung des Finals waren Frederike Schmidt und Lena Oßwald beauftragt.

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29. März 2024
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